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Description
Der Tag, an dem alle Träume wahr wurden
~ Kapitel 2 ~

Langsam zog sich der einst blaue Himmel zu und der Wind wurde stärker. Kain schlug sich instinktiv den Kragen hoch, als eine besonders starke Bö durch den Wald pfiff und ihm die kalte Luft bis in alle Glieder fuhr.
Ihm war kalt. Er gehörte zwar nicht zu der Sorte Leute, denen schnell kalt wurde, aber heute… heute schien ihm selbst die Luft so eisig, dass sie ihm die Kehle zuschnürte.
Er fühlte sich schuldig. Er fühlte sich so verdammt schuldig, dass er mit keinem einzigen Wort beschreiben konnte, wie sehr.
Er konnte seine Gedanken nicht mehr von dem Unfall losreißen - er musste immerzu daran denken, wie er es zugelassen hatte, dass Jet so wild wurde und… es ging ihm hundeelend. Ein Kain war er! Ein Brudermörder! Er hatte sich nie für seinen Namen geschämt, niemand hatte je eine Parallele zu der Bibelgeschichte hergestellt... doch jetzt konnte er sich besser mit seinem Namen identifizieren als je zuvor.
Wie der Krankenwagen mit lauter Sirene auf den Hof gefahren kam… wie Will hilflos und entsetzt auf dem Boden gekauert und schließlich kollabiert war… wie sie ihn stabilisiert und eingeladen hatten… wie Rahel, mit Tränen in den Augen, mitgefahren war… das alles hatte Kain nur wie durch einen Schleier gesehen und gehört. Er hatte sie ganze Zeit in Jets Box verharrt, an dessen starke Schulter gelehnt, unfähig, zu reagieren oder zu reden.
Seine Schuld. Er hatte das Leben seines Zwillingsbruders zerstört.
Er allein.
„Geh mit Nana ausreiten.“, hatte Anne gesagt, als sie sich von ihrem Schock einigermaßen erholt hatte. „Ich habe eure Eltern verständigt, sie sind gerade auf dem Weg zur Klinik. Wir können hier gerade nichts tun.“ Auf die ausdruckslosen Blicke von Kain hin betonte sie noch einmal: „Geht, na los, reitet eine Runde… es ist das Beste für dich.“

Jetzt ritten sie also hier. Nana hatte sich den bereits gesattelten, unglaublich aufgewühlten Realize geschnappt, der sich schnell wieder beruhigt hatte, Kain ritt Jetstream, dem man deutlich anmerkte, dass er noch nervöser war, als er es jemals gewesen war.
Sein Reiter hatte Augen für nichts, er starrte nur auf die ständig hin und her wippende Stehmähne des Schecken.
Gelähmt! Kain zuckte zusammen. Er fühlte sich, als würde er im Sattel verschwinden und nie wieder auftauchen.
„Kain…“, hörte er die leise Stimme von Nana neben sich, „geht es dir gut?“
„Nein!“ Die Antwort kam lauter heraus, als er es beabsichtigt hatte. Er sah, wie das blonde Mädchen zusammenzuckte, und sofort tat es ihm leid. Er wollte sich entschuldigen, aber dazu hatte er nicht die Kraft. Stattdessen verzog er nur das Gesicht zu einer Grimasse und blickte nach oben, in den bewölkten Himmel.
Nana wusste, was in ihm vorging. Sie hatte sich schon immer gut in andere Menschen hineinversetzen können, und auch jetzt konnte sie ahnen, welche Gedanken sich der Junge gerade machte.
„Bitte… mach dir keine Vorwürfe… bitte. Du kannst genau so wenig etwas dafür wie ich oder Jet. Es war ein Unfall, Kain.“ Flehend sah sie ihn an und streckte die Hand aus, um ihn tröstend an der Schulter zu berühren.
Kain schüttelte den Kopf. „Danke, Nana, aber ich muss jetzt erst mal allein damit fertig werden.“
Sie dagegen seufzte nur.
„Einen Galopp?“, schlug sie vor und gleich darauf preschten Realize und sie auch schon davon. Jet ließ sich nicht lumpen und galoppierte auch ohne Kommando hinterher. Er wieherte einmal laut und kräftig, es war, als würde er rufen: „Lasst den sentimentalen Quatsch, das Leben geht weiter!“
Kain lächelte traurig. Natürlich, sie beide hatten Recht, irgendwie ging das Leben immer weiter… aber er konnte nicht vermeiden, dass es ihm verdammt leid tat, was passiert war…
Entschlossen nahm er die Zügel auf und ging in den leichten Sitz.
„Auf, Junge, die kriegen wir!“ Mit einem kleinen Buckeln und einem lauten Quieken holte der Scheckhengst weiter aus, rannte wie von Sinnen durch den Wald, bis Bäume, Büsche und Gras zu einer undeutlichen, grünen Masse verschwammen, die in Augenblicken an ihnen vorüberzog und sie hypnotisierte, die Geschwindigkeit ließ einen alles vergessen.
Obwohl der Wind ihm fast die Kehle zuschnürte, flüsterte Kain erneut: „Danke… Nana, danke.“

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Characters featured:
Kain Fischer, a very, very quiet boy
Nana Hartmann , a careful person

~~~~~~~~~~~~~

Art, story, characters (c) by me, no ref used

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Der Tag, an dem alle Träume wahr wurden
~ Kapitel 2 ~

Langsam zog sich der einst blaue Himmel zu und der Wind wurde stärker. Kain schlug sich instinktiv den Kragen hoch, als eine besonders starke Bö durch den Wald pfiff und ihm die kalte Luft bis in alle Glieder fuhr.
Ihm war kalt. Er gehörte zwar nicht zu der Sorte Leute, denen schnell kalt wurde, aber heute… heute schien ihm selbst die Luft so eisig, dass sie ihm die Kehle zuschnürte.
Er fühlte sich schuldig. Er fühlte sich so verdammt schuldig, dass er mit keinem einzigen Wort beschreiben konnte, wie sehr.
Er konnte seine Gedanken nicht mehr von dem Unfall losreißen - er musste immerzu daran denken, wie er es zugelassen hatte, dass Jet so wild wurde und… es ging ihm hundeelend. Ein Kain war er! Ein Brudermörder! Er hatte sich nie für seinen Namen geschämt, niemand hatte je eine Parallele zu der Bibelgeschichte hergestellt... doch jetzt konnte er sich besser mit seinem Namen identifizieren als je zuvor.
Wie der Krankenwagen mit lauter Sirene auf den Hof gefahren kam… wie Will hilflos und entsetzt auf dem Boden gekauert und schließlich kollabiert war… wie sie ihn stabilisiert und eingeladen hatten… wie Rahel, mit Tränen in den Augen, mitgefahren war… das alles hatte Kain nur wie durch einen Schleier gesehen und gehört. Er hatte sie ganze Zeit in Jets Box verharrt, an dessen starke Schulter gelehnt, unfähig, zu reagieren oder zu reden.
Seine Schuld. Er hatte das Leben seines Zwillingsbruders zerstört.
Er allein.
„Geh mit Nana ausreiten.“, hatte Anne gesagt, als sie sich von ihrem Schock einigermaßen erholt hatte. „Ich habe eure Eltern verständigt, sie sind gerade auf dem Weg zur Klinik. Wir können hier gerade nichts tun.“ Auf die ausdruckslosen Blicke von Kain hin betonte sie noch einmal: „Geht, na los, reitet eine Runde… es ist das Beste für dich.“

Jetzt ritten sie also hier. Nana hatte sich den bereits gesattelten, unglaublich aufgewühlten Realize geschnappt, der sich schnell wieder beruhigt hatte, Kain ritt Jetstream, dem man deutlich anmerkte, dass er noch nervöser war, als er es jemals gewesen war.
Sein Reiter hatte Augen für nichts, er starrte nur auf die ständig hin und her wippende Stehmähne des Schecken.
Gelähmt! Kain zuckte zusammen. Er fühlte sich, als würde er im Sattel verschwinden und nie wieder auftauchen.
„Kain…“, hörte er die leise Stimme von Nana neben sich, „geht es dir gut?“
„Nein!“ Die Antwort kam lauter heraus, als er es beabsichtigt hatte. Er sah, wie das blonde Mädchen zusammenzuckte, und sofort tat es ihm leid. Er wollte sich entschuldigen, aber dazu hatte er nicht die Kraft. Stattdessen verzog er nur das Gesicht zu einer Grimasse und blickte nach oben, in den bewölkten Himmel.
Nana wusste, was in ihm vorging. Sie hatte sich schon immer gut in andere Menschen hineinversetzen können, und auch jetzt konnte sie ahnen, welche Gedanken sich der Junge gerade machte.
„Bitte… mach dir keine Vorwürfe… bitte. Du kannst genau so wenig etwas dafür wie ich oder Jet. Es war ein Unfall, Kain.“ Flehend sah sie ihn an und streckte die Hand aus, um ihn tröstend an der Schulter zu berühren.
Kain schüttelte den Kopf. „Danke, Nana, aber ich muss jetzt erst mal allein damit fertig werden.“
Sie dagegen seufzte nur.
„Einen Galopp?“, schlug sie vor und gleich darauf preschten Realize und sie auch schon davon. Jet ließ sich nicht lumpen und galoppierte auch ohne Kommando hinterher. Er wieherte einmal laut und kräftig, es war, als würde er rufen: „Lasst den sentimentalen Quatsch, das Leben geht weiter!“
Kain lächelte traurig. Natürlich, sie beide hatten Recht, irgendwie ging das Leben immer weiter… aber er konnte nicht vermeiden, dass es ihm verdammt leid tat, was passiert war…
Entschlossen nahm er die Zügel auf und ging in den leichten Sitz.
„Auf, Junge, die kriegen wir!“ Mit einem kleinen Buckeln und einem lauten Quieken holte der Scheckhengst weiter aus, rannte wie von Sinnen durch den Wald, bis Bäume, Büsche und Gras zu einer undeutlichen, grünen Masse verschwammen, die in Augenblicken an ihnen vorüberzog und sie hypnotisierte, die Geschwindigkeit ließ einen alles vergessen.
Obwohl der Wind ihm fast die Kehle zuschnürte, flüsterte Kain erneut: „Danke… Nana, danke.“

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Characters featured:
Kain Fischer, a very, very quiet boy
Nana Hartmann , a careful person

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Art, story, characters (c) by me, no ref used